Amerikanische Denkmäler werden mit Laser eingescannt

Kein Holzpferd war es, und auch die Griechen hatten nichts damit zu tun. Am 28. Oktober 1886 wurde in New York die Freiheitsstatue eingeweiht, ein Geschenk Frankreichs an Amerika. Die Grand Dame ist wohl das klassische Wahrzeichen schlechthin in den USA, und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben.
21 Jahre arbeitete der französische Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi an seiner Idee, der Freiheit ein Denkmal zu setzen. Gustave Eiffel, der auch den nach ihm benannten Eiffelturm in Paris konstruierte, erdachte das Stahlgerüst für die „Hafenbraut“, welches anschliessend mit rund 300 Kupferplatten verkleidet wurde.

Nach den Anschlägen vom 11. September im Jahre 2001 besteht die Befürchtung, dass nach dem World Trade Center noch weitere amerikanische Wahrzeichen Anschlägen zum Opfer fallen könnten. Deshalb sollen, laut einem Bericht der New York Daily News, neben der Statue of Liberty auch das Washington Capitol und das Mount Rushmore National Memorial (South Dakota) mit modernster Lasertechnik vermessen werden. Im „worst Case“, wenn diese Denkmäler durch Anschläge zerstört würden, könnten sie mit einer maximalen Abweichung von sechs Millimetern wieder restauriert werden.

Zur Zeit gibt es von der Freiheitsstatue keinerlei Pläne in den Archieven, Bartholdi und Eiffel hinterliessen lediglich einige kleine Miniaturen, aber keine Pläne oder Entwürfe. Gutzon Borglum fertigte nur einige ungenaue Zeichnungen von Lincoln, Wahshington, Jefferson und Roosevelt an. Und Dr. William Thornton´s Bauzeichnungen, nach denen 10 Architekten das Capitol in Washington entwarfen, sind ebenfalls nur unzureichend.
„Wenn jemand mit einem Sprengstoffkoffer oder einer Brieftaschenbombe die Nase von Thomas Jefferson wegsprengt, werden es uns die 3-D Pläne erlauben, den Berg mit einen chirurgischen Eingriff wieder herzustellen,“ sagte Don Striker, Leiter der Mount Rushmore National-Gedenkstätte in South Dakota gegenüber den New York Daily News.

„Reverse engineering“ wird das Verfahren genannt, wenn zur Anfertigung einer Blaupause ein bestehendes Objekt verwendet wird, anstatt eines Objektes von einer Blaupause. Um die Freiheitsstatue „einzuscannen“, wurde ein Team von der Texas Tech University beauftragt. Ausgerüstet mit einem Cyrax 2500 3-D Laserscanner, der 1.000 Bilder pro Sekunde machen kann, fertigten sie aus 13 unterschiedlichen Positionen Aufnahmen der französischen Dame und dem Liberty Island an – über 200 Millionen einzelne Daten. Diese werden nun in Lubbock, Texas, ausgewertet und zu einem originalgetreuen 3-D Modell zusammengefügt. Die digitalen Blaupausen sollen laut dem Bericht in den Nationalarchiven, in der Kongressbibliothek und in einem geheimen Tresorraum der US-Regierung gelagert werden.

Das Vorhaben, brauchbare Pläne für einen eventuellen Neuaufbau von „Miss Liberty“ anzufertigen, bestand schon vor dem 11. September, die Idee stammte aus Überlegungen der Denkmalwächter, die grossen amerikanischen Wahrzeichen nach einem möglichen Anschlag „wie einen Phönix aus der Asche“ wieder auferstehen zu lassen – eine Art Verpflichtung, die sich aus dem Status dieser Denkmäler für das amerikanische Volk ergibt.

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