Geliebter Feind: Düsseldorf und Köln im Karneval-Fieber

Was den Ruhrgebietsstätten Dortmund und Gelsenkirchen das Fussball-Derby zwischen dem BVB und Schalke ist, dass ist den Rheinländern aus der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Dom-Metropole Köln der Karneval. Hier wird neben dem „Spass anner Freud“ und dem Feiern bis Aschermittwoch auch der Lokal-Patriotismus hemmungslos ausgelebt. Bekannt dürfte den meisten die gepflegte Feindschaft zwischen den beiden benachbarten Städten Köln und Düsseldorf ja sein, und das Abgrenzen zueinander fängt schon mit dem Karnevals-Schlachtruf an. Während die Kölner „Alaaf“ schmettern („Kölle al aff“= „Köln über alles“), brüllen die Düsseldorfer „Helau“, was sprachgeschichtlich wahrscheinlich vom kirchlichen „Halleluja“ herrührt.

Warum aber besteht so eine grosse Rivalität zwischen diesen beiden Städten? Neben der geographischen Nähe und der damit einhergehenden Frage, wer denn nun die wichtigste Stadt im Rheinland ist, ist es wohl in erster Linie die Lust am Wettbewerb, und die Lust, sich zu streiten. Und da kommt der Karneval sehr gelegen, denn schliesslich kann man sich nicht ein ganzes Jahr darüber streiten, was nun besser schmeckt, das Düsseldorfer Alt-Bier, oder das Kölner Kölsch. Die Idee, sich am Karneval miteinander zu messen, ist sehr alt. Schon 1887 schrieb eine Düsseldorfer Zeitung: „Die rheinische Künstlerstadt (gemeint ist Düsseldorf) müsse alles aufbieten, um den Carneval zu heben, und es werde ihr ein Leichtes sein, Köln und ‚ähnliche Nester’ in dieser Hinsicht zu überflügeln“. „So nicht“, werden die Kölner gedacht haben, und noch immer denken. Es vergeht keine Prunk- und Festtagssitzung, auf der nicht auf den Nachbarn geschimpft und gespottet wird, aber stets mit einem gewissen Augenzwinkern.

Denn das ist das Besondere: Der Streit wird weniger gefochten als zelebriert, und auch wenn dies wohl keiner der verfeindeten Jecken zugeben würde: So unterschiedlich ist man nicht. Gerne verweisen die Rheinländer auf Unterschiede in der Mentalität. Während man sich in Düsseldorf auf der berühmten Flaniermeile, der Kö gern prunkvoll und modern gebe, seien die Menschen in Köln eher bodenständig und traditionsbewusst. Doch dies verschwimmt in der heutigen Zeit immermehr, wenn es überhaupt jemals mehr als ein Klischee war. Und die Riten des Karnevals sind in den beiden Städten ohnehin nahezu identisch. Denn im Endeffekt ist man sich einig: In der 5. Jahreszeit wird gefeiert, bis die Schwarte kracht. In diesem Sinne: Alaaf UND Helau!

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