Michael Moore: „17 Gründe sich nicht die Pulsadern aufzuschneiden

„Vergiss nicht, dies ist so ein wundervolles Land – es braucht nicht einmal einen Präsidenten!“ Diese Worte gab Michael Moores Großvater seinem Enkel mit auf dem Weg. In diesen Tagen, oder besser kommenden Jahren, kann man nur hoffen, dass sein Großvater recht behält. Auf einer Pressekonferenz gibt der Rebell 17 Gründe zum Besten, warum man sich in diesen schweren Zeiten nicht die Pulsadern aufschlitzen sollte.

1. Es ist gegen das Gesetz, wenn Bush sich noch einmal aufstellen lässt.

2. Bushs Sieg war der knappeste Wahlerfolg für einen amtierenden Präsidenten seit Woodrow Wilson im Jahr 1916.

3.Die einzige Altersgruppe, in der die Mehrheit für Kerry gewählt hat, waren junge Erwachsene (Kerry: 54 Prozent, Bush: 44 Prozent), was erneut beweist, dass eure Eltern immer falsch liegen und du nie auf sie hören solltest.

4. Obwohl Bush gewonnen hat, glaubt die Mehrheit der US-Bevölkerung, dass Amerika sich in die falsche Richtung entwickelt (56 Prozent), dass der Krieg nicht nötig ist (51 Prozent) und 52 Prozent halten nichts von Bushs Arbeit. (Anmerkung für Ausländer: Versuchen Sie nicht, dies zu verstehen. Das ist etwas amerikanisches – wie Pop Tarts.)

5. Die Republikaner haben keine Verschleppungstaktik – bewährte 60-Sitze-Mehrheit im Senat. Wenn die Demokraten ihren Job machen, wird Bush das Supreme Court nicht mit Ideologen des rechten Flügels besetzen können. Habe ich gesagt, ‚Wenn die Demokraten ihren Job machen‘? Vergessen wir das.

6. Michigan hat für Kerry gestimmt! Genauso der ganze Nordosten, die Wiege unserer Demokratie. Auch sechs der acht Great Lakes States. Und die ganze Westküste! Plus Hawaii. Das ist ein Anfang. Wir haben einen Großteil des frischen Wassers, den ganzen Broadway und Mount St. Helen. Wir können sie austrocknen oder sie in Lava begraben.

7. Wieder einmal wurden wir daran erinnert, dass Ohio verrückt ist, und nicht nur das, auch noch giftig verrückt. Eine große Nation wurde von Verrückten gefällt. Möge Ohio State daran denken, wenn es an diesem Samstag Michigan gegenübertritt.

8. 88 Prozent der Bush-Befürworter sind weiss. In 50 Jahren wird Amerika nicht mehr in der Mehrheit weiss sein. Hey, 50 Jahre sind gar nicht so lang! Wenn du zehn Jahre alt bist und das hier liest, werden Deine goldenen Jahre wirklich golden sein, und man wird sich gut um dich kümmern, wenn du alt bist.

9. In elf Staaten können Homosexuelle nicht heiraten. Gott sei Dank. Denken Sie nur an die ganzen Hochzeitsgeschenke, die wir jetzt nicht kaufen müssen.

10. Weitere fünf Afro-Amerikaner wurden in den Kongress gewählt, die Rückkehr von Cynthia McKinney aus Georgia eingeschlossen. Es ist immer gut, mehr Schwarze drin zu haben, die für uns kämpfen und den Job machen, den unsere Kandidaten nicht können.

11. Der Chef des Bierherstellers Coors aus Colorado wurde aus dem Senat gewählt. Prost!

12. Gebt es zu: Wir mögen die Bush-Zwillinge und wollen nicht, dass sie gehen.

13. Auf der legislativen Ebene haben die Demokraten immerhin mindestens drei Kammern gut gemacht. Von den 98 Kammern (Haus/ Versammlung und Senat) hatten die Demokraten vor der Wahl Kontrolle über 44 Kammern, die Republikaner über 53. Eine Kammer war gebunden. Nach dem Ergebnis vom Dienstag kontrollieren die Demokraten 47 Kammern und die Republikaner 49, eine Kammer ist gebunden und eine noch nicht vergeben.

14. Bush ist jetzt ein Lahmer-Enten-Präsident. Seinen größten Moment hatte er diese Woche. Für ihn geht es nur noch bergab – und vor allem wird er nicht all die harte Arbeit erledigen wollen, die von ihm erwartet wird. Es wird so sein wie der letzte Monat vor dem Schulende – man hat es hinter sich, also wird gefeiert! Vielleicht behandelt er die kommenden vier Jahre wie einen permanenten Freitag, verbringt mehr Zeit auf seiner Ranch oder in Kennebunkport. Warum sollte er auch nicht? Er hat klar gemacht, wo er steht, hat seinen Vater gerächt und uns gezeigt, wo es lang geht.

15. Sollte Bush beschließen, doch zur Arbeit zu gehen und sein Land vor die Hunde gehen zu lassen, wird höchstwahrscheinlich entweder das eine oder andere der folgenden zwei Szenarien eintreten: a) Jetzt, wo er sich nicht mehr um die christlichen Konservativen bemühen muss, damit sie ihn wiederwählen, könnte ihm jemand zuflüstern, dass er in diesen letzten vier Jahren ein ‚Vermächtnis‘ hinterlassen soll, damit die Geschichte milder über ihn urteilt. Dann würde er seine aggressive rechte Agenda nicht fortführen. b) Er wird so eingebildet und arrogant – und rücksichtslos -, dass er sich einen Schnitzer solch großen Ausmaßes leistet, dass seine eigene Partei ihn aus dem Amt entfernen wird.

16. Es gibt fast 300 Million Amerikaner – 200 Millionen davon sind im Wähler-Alter. Wir haben nur dreieinhalb Millionen verloren! Das ist kein Erdrutsch – das heißt, wir haben es fast geschafft. Stellt Euch vor, wir hätten 20 Mllionen verloren. Wenn Du noch 58 Yards bis zur Ziellinie zu laufen hättest, und Du würdest nach 55 umgerannt, würdest Du an der Drei-Yard-Linie anhalten, den Ball nehmen, nach Hause gehen und weinen? Vor allem wenn Du schon an der Drei-Yard-Linie bist? Natürlich nicht! Hoch mit Dir! Sei hoffnungsvoll! Weitere Sportanalogien werden folgen.

17. Zuletzt und am wichtigsten: Mehr als 55 Millionen Amerikaner haben den Kandidaten gewählt, der die ‚Nr.1 der Liberalen im Senat‘ genannt wird. Das ist mehr als die gesamte Anzahl der Leute, die Reagan, Bush Sen., Clinton oder Gore gewählt haben. Nochmal: Mehr Leute haben für Kerry gestimmt als für Reagan. Wenn die Presse nach einem Trend sucht, sollte es der sein, dass so viele Amerikaner bereit waren, einen überzeugten Liberalen zu wählen – zum ersten mal seit Kennedy.

Einmal mehr beweist Moore seine Schlagfertigkeit. Es wird sich zeigen welche Geheimnisse er in seinem nächsten Buch der Bush Regierung entlocken kann.

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