Sherlock Holmes wird zum Ehrenmitglied

Er ist einer der wohl berümtesten Kriminologen und Detektive der Welt. Seine Arbeitsmethoden, sein Spürsinn, seine Nüchternheit und seine Kombinationsgabe sind unübertroffen und liessen ihn die schwierigsten und verzwicktesten Verbrechen lösen, nicht nur in seiner Heimat England, sondern auf dem ganzen Erdball. Seine Auftraggeber waren Menschen aller Klassen, einfache Leute von der Straße, aber auch Lords, Sultane und ganze Regierungen, denn es ging ihm nicht um Geld, er handelte aus Neugier, Überzeugung und Gerechtigkeitssinn. Sherlock Holmes ist ein berühmter Mann, und das, obwohl er eigentlich nur eine Romanfigur ist.

Für viele Menschen ist er jedoch mehr als das. Sherlock Holmes ist eine Kultfigur, und selbst 100 Jahre nach seinem wohl berühmtesten Fall, dem „Hound of Baskerville“, stömen täglich eine Vielzahl von Menschen nach London, um seinen fiktiven Wohnort, die Baker Street zu besuchen, seine Statue zu betrachten oder das grosse Holmes-Museum zu besuchen. Auch für die „Royal Society of Chemistry“ ist er nicht nur ein Romanheld, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein ehrbarer Bürger. Denn diese verlieh nun dem Kriminalisten den Rang eines Ehrenmitglieds, und zwar „für seine Verdienste um die Etablierung wissenschaftlicher Methoden bei der Verbrechensbekämpfung“, berichtet die BBC. Zudem werde man zum Anlass der Auszeichnung eine «Sherlock-Holmes»-Ehrenmedaille prägen, so die Gesellschaft.

Es lässt sich die berechtigte Frage stellen, wer eigentlich der berühmtere ist: Sherlock Holmes oder sein Erschaffer, Sir Arthur Conan Doyle. Als Dolye 1930 im Alter von 71 Jahren starb, ging er als hochdekorierter Schriftsteller. Als Vater von Sherlock Holmes unsterblich in die Geschichte einzugehen, war interessanterweise keineswegs seine Absicht, im Gegenteil: Sein Romanheld war lange Zeit ein ungeliebtes Kind. Doyle war nicht nur Verfasser von fiktiven Romanen, sondern auch und vor allem Verfasser von wissenschaftlichen und geschichtlichen Abhandlungen. Aus historischen Briefen an seine Mutter geht hervor, dass ihm Sherlock Holmes eine Last war. „Er hält mich von wichtigeren Dingen ab“, schrieb er 1891, und beschloss zwei Jahre später, Holmes in einem letzten grossen Kriminalfall sterben zu lassen. Doch „The Adventure of the Final Problem“ führte zu grossen Entrüstungsstürmen, die vielen Leser wollten sich damit nicht abfinden.

Doyle hatte keine Wahl, und mit dem „Hound of Baskerville“ nahm er die Arbeiten wieder auf. Am Ende wurden es 56 einzelne Fälle und 4 Romane, die er Holmes und seinen treuen Gefährten Dr. Watson erleben liess und damit die Welt in Atem hielt, und noch bis heute verschlingen Menschen seine Abenteuer. Interessant ist auch, dass Doyle sich in diesen Geschichten autobiographisch einbrachte, jedoch eben nicht mit Holmes selbst. Dr.Watson ist es, dem er seine Identität verlieh. Sowohl er als auch Watson studierten Medizin, wendeten sich dann aber dem Autorendasein zu und dienten als Sanitäter in der königlichen Armee.

Sir Arthur Conan Doyle im Schatten von Sherlock Holmes, am Ende nur sein Wasserträger? Sicherlich überspitzt dargestellt, und doch eine einmalige Geschichte, die sicherlich beide unsterblich gemacht hat.

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