Anti-Baby-Pille wird 50 Jahre alt

Vor 50 Jahren, am 1. Juni 1961, kam eine Pille auf den deutschen Markt, die bis heute die größte Revolution der Familienplanung und der sexuellen Befreiung darstellt. Der katholischen Kirche ist die Antibabypille, die erstmals unter dem Namen „Anovlar“ hergestellt wurde, ein Dorn im Auge. Doch für Millionen für Frauen brachte die Pille Freiheit in vielerlei Hinsicht. Ungewollten Schwangerschaften konnte nun vorgebeugt werden und der Liebesakt mit dem Partner konnte ohne den ständigen Gedanken, schwanger zu werden, ganz anders genossen werden. Doch bis heute ist die Anti-Baby-Pille nicht ganz ungefährlich oder frei von Nebenwirkungen.

Gibt es heute auch noch mehrere Verhütungsmethoden sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen, so ist die Pille doch nach wie vor das Verhütungsmittel Nummer eins. Sechs Millionen Frauen in Deutschland vertrauen auf die kleine Pille mit der großen Wirkung. Was heute selbstverständlich ist, war zur Markteinführung der Dragees allerdings sehr kontrovers. Die junge Generation brannte darauf dieses neue Mittel zur Verhütung endlich benutzen zu können, Moralapostel der Kirche und auch Politiker waren allerdings vehement gegen die Pille. So wurde die Pille Anfangs nur verheirateten Frauen, die schon Kinder hatten, unter dem Deckmantel der Menstruationsbeschwerden verschrieben.

In den siebziger Jahren, als die Pille dann endlich auch jungen Frauen zur Verfügung stand, brach die Geburtenrate beträchtlich ein und erholt sich bis heute nicht. Dieser Geburteneinbruch in den 70er Jahren wird als „Pillenknick“ bezeichnet. In der ehemaligen DDR wurde die Pille vier Jahre später, 1965, unter dem Namen „Ovosiston“ eingeführt und sorgte dort für weit weniger Wirbel. In Ostdeutschland blieb dieser Prozess aus, wahrscheinlich weil es dort staatliche Vorkehrungen gab, wie etwa Kinderkrippen, die den Kinderwunsch nach wie vor sehr attraktiv machten.

Altkanzler Helmut Schmidt zeigte in einem Interview weitere Auswirkungen der Antibabypille für unsere Gesellschaft auf. So führe die Verwendung der Pille und somit die sinkende Geburtenrate zu einer sehr schnellen Überalterung unserer Gesellschaft, was weitreichende Folgen für unseren Sozialstaat habe. Bis heute ist in den Medien die Pille stark umstritten: Zuletzt sorgte die Pille mit Schlagzeilen wie Lungenembolien und Todesfällen für Aufsehen. Auch wenn es sich dabei um Einzelfälle handelt, bleibt bei der Pille für die Frau ein bestimmtes Restrisiko – und für die Gesellschaft eine nahezu unberechenbare Weiterentwicklung.

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