Botox Nervengift soll auch bei Depressionen helfen

Mit Hilfe des Nervengiftes Botox werden seit Jahren Fältchen im Gesicht weggespritzt. Nun ergab eine Studie aus Hannover, dass das Nervengift auch bei Depressionen helfen kann.

Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums leiden etwa vier Millionen Deutsche an psychischen Erkrankungen. Rund zehn millionen Menschen sollen bis zu ihrem 65. Lebensjahr schon einmal eine Depression gehabt haben. Bis jetzt fehlt es immer noch an effektiven Medikamenten, die die psychische Erkrankung heilen kann.

Doch nun erzielten Forscher aus Hannover und Basel einen Fortschritt. Das Nervengift Botox soll nicht nur Falten glätten sondern auch bei Depressionen helfen können. An einer Studie nahmen 30 Patienten teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die eine Hälfte bekam eine Botoxinjektion (Botulinumtoxin) in die Stirn, die andere Hälfte eine Placebo-Spritze.

Wirkung nach 2 Wochen
Am Montag wurden die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht, demnach waren die Teilnehmer, die Botox injektiert bekamen schon nach zwei Wochen weniger depressiv. Und nach sechs Wochen halbierte sich der Grad der Symptome. Insgesamt lief die Studie 16 Wochen und in dieser Zeit verbesserten sich die Anzeichen der Krankheit weiter. In der Gruppe mit dem Placebo-Mittel konnte hingegen nur eine leichte Verbesserung der Anzeichen ermittelt werden. Im „Journal of Psychiatric Research“ wurden alle Ergebnisse der Studie veröffentlicht.

Relativ wenige Nebenwirkungen
„Botulinumtoxin könnte ein neuer Bestandteil in der Depressionsbehandlung werden“, so Prof Tillmann Krüger von der MHH-Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie. Die Behandlung mit dem Nervengift sei verhältnismäßig nebenwirkungsarm, sicher und ökonomisch, da die Wirkung der Injektionen mehrere Monate anhalten, so der Professor. Bevor Botox bei Patienten mit Depressionen in breiter Masse angewendet werden kann, muss erst noch geklärt werden, unter welchen Bedingungen genau das Nervengift bei Psychischen Erkrankungen wirkt.

Gegen neuromuskuläre Störungen
Vor zwei Jahren hatten amerikanische Wissenschaftler bemerkt, dass Menschen nach eine Botoxbehandlung Zorn, Ärger oder Trauer nur verzögert verstehen. Wahrscheinlich, da sie selbst die Stirn nicht runzeln können. Schon seit längerem werden neuromuskuläre Störungen mit Botox behandelt, Augenärzte setzten es zum Beispiel bei Liedkrämpfen ein.

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