Eine Georgierin in London: Katie Melua – „Call Off The Search“

Mit ihrem Debüt-Album „Call Off The Search“, welches allein im UK innerhalb von nur vier Monaten über eine Millionen Mal verkauft wurde, setzt die gerade mal 19-jährige Katie Melua zum Sprung in die erste Garde der großen Sängerinnen unserer Zeit an.

In der damaligen Sowjetrepublik Georgien im Jahr 1984 geboren und nach einigen Umzügen nach Moskau und Batumi am Schwarzen Meer, landet Katie mit ihrer Familie in der nordirischen Hauptstadt Belfast, in der ihr Vater 1993 als Herzchirurg einen Job angeboten bekam. Vier Jahre später zog es die Meluas dann wieder einmal in die Ferne. Von Belfast verschlug es sie direkt nach London, genauer gesagt in den Südosten der britischen Kapitale.

Diese Entscheidung war für Katie richtungweisend, denn dort besuchte sie die Brit Performing Arts & Technology School. Mit 15 nahm sie an einem Nachwuchswettbewerb namens „Stars Up Their Nose“ teil. Dort sang sie Mariah Careys „Without You“, das zwar zum Standard-Repertoire bei Castings gehört, die Jury aber doch überzeugen konnte. Zum pekuniären Aspekt des Sieges gesellten sich noch drei Auftritte beim Fernsehsender ITV, wo sie sich einem großen Publikum präsentieren konnte.

Mit 17 nahm Katie ihre ersten eigenen Songs mit Band auf. Zu dieser Zeit wurde auch ein gewisser Mike Batt (schrieb unter anderem die Titelmelodie zu „Wetten dass..?“) auf sie aufmerksam. Zusammen werkelten sie fortan an diversen Songs, die zu Katies klarer Stimme passten. Stilistisch bewegten sie sich dabei im Umfeld von Jazz, Blues und Folk. Sie eiferten Katies absolutem Vorbild Eva Cassidy nach, ohne diese jedoch nur zu imitieren. Ihre rockigen Roots, die sie bei Bands wie Queen verortete, kamen indes jedoch nicht zum Zuge.

Noch bevor Melua ihr Abitur in der Tasche hatte, war Batt von ihrem Talent restlos überzeugt und bot der blutjungen Chanteuse einen Vertrag über sage und schreibe fünf Alben bei seinem Label Dramatico an. Bevor auch nur ein Ton der Newcomerin auf Silberling erschien, performte sie dann bereits im altehrwürdigen Sheperds Bush Empire in London. Trotzdem wollte keine Plattenfirma, bei der sie vorspielte, ihr Debüt-Album rausbringen. So entschloss sich Batt, das enorme Risiko einzugehen und es auf eigene Faust zu versuchen. Die Sache kam ins Rollen und „Call Off The Search“ knallte nachhaltig in die UK-Charts und kletterte bis auf die Pole Position.

Wohlwollende Meinungen bescheinigen der Platte einen warmen, wohlklingenden Touch. Die unvermeidlichen Vergleiche mit jungen Nachwuchs-Sängerinnen wie Norah Jones, Joss Stone und anderen bleiben freilich nicht aus, ändern jedoch nichts daran, dass zumindest in Großbritannien ein neuer Star am Musikhimmel aufgetaucht ist. Aber auch im restlichen Europa ist Katie Melua inzwischen angekommen, was beachtliche Chartpositionen bestätigen.

Mit verspieltem Gesang und einer lethargischen Orchesterbegleitung präsentieren sich die Songs „The Closest Thing To Crazy“ und „Learnin‘ The Blues“. Das genaue Gegenteil dazu ist dann der Song „My Aphrodisiac Is You“, ein erotischer Song, der Bar-Atmosphäre versprüht. Der Lounge-Track „Blame It On The Moon“, der verträumt-romantische Titelsong “Call Of The Search”, der freche Blues “Crawling Up A Hill” oder “I Think It’s Going To Rain Today”, eine Coverversion des Randy Newman Songs machen das Debüt-Album von Katie Melua zu einem wahren Hörerlebnis der entspannten Art.

Und da der Vertrag für vier weitere Alben ja wie schon erwähnt unter Dach und Fach ist, kann man sich jetzt schon auf folgende, höchst hörenswerte Alben der unglaublich talentierten Wahlengländerin freuen, die jetzt schon zu den ganz Großen der heutigen Musikgeschichte zählt.

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