Laute Computer nerven! – So wird er zum Flüstermolch

Das Geschäft mit den Computern floriert: Sogar Lebensmittel Discounter wie Aldi oder Lidl sind mit auf den Zug gesprungen und bieten High-End Rechner fürs Volk an. Nach dem „Geiz ist geil“-Prinzip werden immer schnellere Rechner zu immer kleineren Preisen angeboten. Was bisher keinen hohen Stellenwert hatte ist die Geräuschentwicklung. Zum Vergleich: 1998 wurden viele Computer noch passiv gekühlt und verursachten kaum Geräusche. Im Gigahertz und Gigabyte Zeitalter reicht ein Lüfter meistens nicht mehr aus, um das Kraftpaket zu kühlen. An dieser Stelle wird bei Computern von der Stange auch gespart. 3 Lüfter aus China im Wert von 50 Cent kühlen zwar das Gigahertzmonster ausreichend, bringen jedoch den Kopf des Benutzers zum glühen.

Konzentrationsschwäche und nicht selten Kopfschmerzen sind die Folge der hoch rotierenden Lüfter. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen einen dramatischen Leistungsabfall in Abhängigkeit vom Schallpegel der Hintergrundgeräusche. Bereits bei einem geringen permanenten Lärm verringert sich Leistung, Motivation und Aufmerksamkeit des PC-Nutzers. Statistiken der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigen, dass bei Sachbearbeitungstätigkeiten Fehler um mehr als die Hälfte reduziert werden können, wenn Ruhe am Arbeitsplatz herrscht.

Die von Ergonomen empfohlenen Werte von unter 35 db haben auch wir von der Redaktion versucht zu erreichen. Wir haben einen AMD Athlon 1800+ unter die Lupe genommen und recherchiert, wie wir diesen zum Schweigen bekommen. Das Ergebnis: 3 Lüfter im Mülleimer, das Gehäuse gedämmt und ein deutlich entspannter Redakteur. Mit ein wenig Zeit und Fingerspitzengefühl kann man für wenig Geld seinen Computer zum Flüstermolch umrüsten.

Platz 1: Unruhestifter CPU-Kühler
An erster Stelle der Unruhestifter stehen die Standard CPU-Lüfter, die mit rund 3000 Umdrehungen die Minute zwar eine gute Kühlung des Computer-Herzstücks erreichen, für das konzentrierte Ohr jedoch alle Grenzen überschreiten. Hierbei empfiehlt es sich einen temperaturgeregelten CPU-Lüfter zu erwerben. Dieser dreht nur so schnell wie nötig, um ausreichend zu kühlen.

Platz 2: Unruhestifter Netzteil
Das Netzteil ist ein schleichender Bösewicht, der oft unterschätzt wird. Nicht selten ist ein Netzteil von schlechter Qualität durch Spannungsschwankungen und Überlastung verantwortlich für Abstürze. Es ist viel mehr für die Unruhe am Arbeitsplatz verantwortlich. Ein Umbau ist an dieser Stelle für den Laien zu gefährlich. Auf www.dirkvader.de werden Netzteile auf Geräusch und Temperaturentwicklung hin überprüft. Auf „Silent-Netzteile“ von eBay & co. sollte man an dieser Stelle aus zwei Gründen verzichten: Diese erscheinen zwar auf das erste Hinhören leise, drehen wegen der Temperaturentwicklung bei Volllast jedoch voll auf oder haben eine miserable Kühlleistung. Bei schlechter Kühlleistung gelangt Wärme in das PC-Gehäuse und der CPU-Lüfter muss somit schneller drehen.

Platz 3: Unruhestifter Festplatte
Moderne Festplatten drehen mit 7200 Umdrehungen pro Minute und entwickeln ein oft störendes, hochfrequentes Pfeifen. Was die Geräuschentwicklung angeht, ist derzeit die Samsung SP 1614c Marktführer. Um den Unruhestifter jedoch zum Schweigen zu bekommen, ist ein Austausch nicht unbedingt notwendig. Für 40 Euro kann man die Festplatte in ein gedämmtes Gehäuse legen und hat Pfeifen und Zugriffsgeräusche mit einer Klappe geschlagen. Für das kleinere Portemonnaie tun es auch die Festplatten-Entkoppler. Dadurch werden Zugriffsgeräusche und Vibrationen der Festplatten stark gemindert und nicht weiter an das PC-Gehäuse übertragen.

Platz 4: Fast unsichtbare Unruhestifter
Oft werden leistungsstarke Grafikkarten mit kleinen Lüftern ausgestattet, die durch ihre hohe Rotationsgeschwindigkeit starke Vibrationen und Geräusche entwickeln. Nicht selten übertönen diese sogar die Festplatte und Netzteil. Hier empfiehlt es sich effizientere Lüfter einzusetzen, die bei weniger Umdrehungen ausreichend kühlen. Ein weiterer, fast unsichtbarer Unruhestifter ist ein Chip-Lüfter, der auf dem Mainboard sitzt. Dies ist meistens auch ein Minilüfter, der seine Größe durch Lautstärke versucht auszugleichen. Oft reicht es an dieser Stelle einen großen passiven Kühler einzusetzen.

Platz 5: Bibberndes Gehäuse
Auch hier wird bei Computern von der Stange ordentlich gespart. Zur schlechten Verarbeitung kommt das dünne Material hinzu, welches Schwingungen der Lüfter wunderbar verstärkt und Lüftergeräusche ungedämmt in die Außenwelt lässt. Für PC-Freaks empfiehlt sich ein vorgefertigt gedämmtes Markengehäuse mit diversen Lufteinlässen und hochwertigen Material. Jedoch ebenso beliebt bei dem „Geiz ist geil“-Volk sind Schalldämmmatten. Wichtig beim Einbau ist, für eine ausreichende Belüftung des Innenlebens zu sorgen.

Unser persönlicher Tipp
Auch wir in der Redaktion haben einen Unruhestifter unter die Lupe genommen und ihn zum Schweigen gebracht. Mit dem Netzteil „MR Fortron 350 Watt ichbinleise® edition“ haben wir ein umgebautes Netzteil von MR Computertechnik erworben, dass bei guter Kühlung eine sehr niedrige Geräuschentwicklung hat. Angenehmer Nebeneffekt: Durch den großen 120mm Lüfter wird warme Luft vom CPU-Lüfter abgesaugt und nach draußen befördert. Mit den ichbinleise Schalldämmmatten, die aus einer Mischung von Bitumenpappe und genoppten Schaumstoff auf einer Breite von 12mm bestehen, haben wir den Schall nochmals verringern können. An der Gehäusefront befördern zwei ichbinleise® Fan 80/1000 Lüfter frische Luft ins Gehäuse, die oben durch das Netzteil wieder abgesaugt wird. Die zwei 60 GB Festplatten wurden durch die flüsterleise 160 GB Samsung SP 1614c ersetzt, die in einem HD-Dämmgehäuse lautlos ist.

Vorsicht bei Billigprodukten: Abraten können wir vom XILENCER Netzteil. Dieses ist bei Kaltbetrieb zwar leise, entfaltet nach 30 Minuten jedoch zu hohe Betriebsgeräusche und das, obwohl es vom Hersteller mit 22 db ausgeschrieben ist. Finger weg von solchen „Cent-Produkten“. Die Produktpalette der Silent-Experten von MR Computertechnik besteht ausschließlich aus „Silent-Produkten“ und belegt viele ihrer angegebenen Schallwerte mit Tests externer Seiten. Das qualitativ hochwertige Netzteil von be quiet!, 350 Watt blackline, ist zwar sehr leise, entwickelt jedoch sehr hohe Temperaturwerte und hat eine schwache Absaugfunktion der warmen CPU-Luft. Dies kann besonders bei kleinen Gehäusen und schlechter Innenbelüftung zu Temperaturproblemen führen.

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