Friedensnobelpreis geht an Jimmy Carter

Der Friedensnobelpreisträger des Jahres 2002 heisst Jimmy Carter. Dies gab das norwegische Nobelpreiskommitee heute als letzte und wichtigste der diesjährigen Nobelpreis-Auszeichnungen bekannt. Der wohl bedeutenste Friedenspreis der Welt geht damit nach Amerika und an einen Mann, dessen „jahrzehntelanges Bestreben, friedliche Lösungen in internationalen Konflikten zu finden, Demokratie und Menschenrechte zu stärken und die ökonomische und soziale Entwicklung voranzutreiben“ vorbildlich gewesen sei, so das Komitee in seiner Begründung.

Der heute 78-jährige Carter war von 1977-1981 Präsident der USA. Unter seiner Leitung kam es damals zum historischen Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten in Camp David. Nach dem Ende seiner Amtszeit und politischen Karriere steckte er all seine Schaffenskraft und Überzeugung in das „Carter-Center“, dass sich unter seiner Leitung für Konfliktlösungen und Menschenrechte auf allen Kontinenten einsetzte und noch heute einsetzt. Auf verschiedenen Gebieten sorgte Carter für entscheidende Fortschritte, so etwa bei der Überwachung von demokratischen Wahlen in Entwicklungsländern, bei der Durchsetzung von wirtschaftlicher Gleichheit und bei der Bekämpfung von Tropenkrankheiten. Zudem trat er erfolgreich als Vermittler in Krisengebieten wie Haiti, Nordkorea und Bosnien in Erscheinung.

„Die Arbeit des Carter Centers ist in den vergangenen 20 Jahren ein wundervoller Beitrag für die Welt gewesen“, so das Komitee weiter. Carter sei zudem ein Mensch gewesen, der stets für „das Prinzip der friedlichen Mediation“ eingetreten sei, also für gewaltlose Konfliktlösungen. Dies alles qualifiziere ihn über alle Maßen für diesen Preis.

Carter selbst zeigte sich in einem offiziellen Dankschreiben sehr dankbar und geehrt. Er danke dem Komitee, allen Mitarbeitern des Carter-Centers und seiner Frau Rosalynn, mit der er sich nun schon so lange Seite an Seite für Frieden und Menschenrechte einsetze. Diese Auszeichnung sei Hoffnung und Inspiration für alle Helfer, aber auch für alle armen und leidenden Menschen auf der ganzen Welt, und er nehme sie in ihrem Auftrag an. Im Zuge grosser internationaler Zustimmung meldeten sich auch zahlreiche deutsche Politiker, allen voran Bundespräsident Rau und Kanzler Schröder zu Wort. Rau würdigte Carter als „moralische Instanz“ und lobte seinen Mut und seine „staatsmännische Weisheit“.

Dass der 101. Friedensnobelpreis zu Zeiten von steigender internationaler Kritik an der aktuellen Regierung der Vereinigten Staaten ausgerechnet an einen ehemaligen US-Präsidenten geht, mag vielen wie ein Wink mit dem Zaunpfahl vorkommen. Wie sich herausstellte, ist es wesentlich mehr als nur das. Der Vorsitzende des norwegischen Auswahl-Komitees, Gunnar Berge betonte ausdrücklich, man könne die Wahl Carters auch als Kritik an den Positionen der amtierenden US-Regierung interpretieren. Sicherlich steht Carter für die ursprünglichen und unverbrauchten Ideale der USA in erheblich konkreterem und ehrlicherem Maße als es Bush und seine Regierung tun. Der Friedensnobelpreis, in diesem Jahr nicht nur eine Ehrung, sondern auch ein Denkzettel.

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