Ehemaliger US-Präsident Carter erhält Friedensnobelpreis

Oslo. In diesem Jahr, am 10. Dezember 2002, wurden zum 101. Mal die Nobelpreise für Frieden, Literatur, Physik, Chemie und Medizin vergeben. Jimmy Carter (78), der 39. Präsident der vereinigten Staaten, erhielt den mit rund 1,1 Millionen Euro dotierten Friedensnobelpreis.
In der Vergangenheit liess sich das Nobelpreis-Komitee nicht von aktuellen politischen Geschehnissen nicht beeinflussen, in diesem Jahr aber erklärte der Vorsitzende des Komitees, Gunnar Berge: „Das ist ein Tritt gegen das Schienbein für alle, die denselben Kurs wie die Vereinigten Staaten verfolgen“.
Zwar distanzierte sich die dem fünfköpfigen Gremium angehörende Politikerin Inger Marie Ytterhorn von dieser Äusserung, dennoch sind sich die Juroren einig: „In der heutigen, von drohender Machtanwendung geprägten Lage hat Carter auf dem Prinzip beharrt, dass Konflikte in größtmöglichem Umfang durch Vermittlung und internationaler Zusammenarbeit auf der Basis des Völkerrechts, Respekt vor den Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung gelöst werden müssen.“
Berge bezeichnete die diesjährige Verleihung ausserdem als kleine Entschuldigung dafür, dass er nicht schon für seinen Beitrag zum Camp David-Abkommen ausgezeichnet wurde. 1978 teilten sich der damalige ägyptische Präsident Anwar al-Sadat und der israelische Premierminister Menachem Begin den Preis, „Carter war damals ganz einfach nicht nominiert, deshalb konnte er nicht mit Sadat und Begin zusammen ausgezeichnet werden,“ erklärte Berge.

Carters Wahlsieg im Jahre 1976 galt als grosser Triumpf der Ehrlichkeit nach der Watergate-Affäre. Weiterhin lieferte der Mann aus Georgia besagten „entscheidenden Beitrag“ zum Camp-David-Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten im Jahre 1978. Auch nach seiner Wahlniederlage gegen Ronald Reagan setzte sich Carter für den Frieden ein.
So gründeten er und seine Frau Rosalynn im Jahr 1982 in Atlanta das Carter-Zentrum. Von dort werden unter anderem Wahlbeobachter in alle Welt entsandt, um faire Wahlen zu gewährleisten. Auch ist das Carter-Zentrum ein Forum für politische Studien zur Förderung von Demokratie und Menschenrechten.
Kritische Stimmen unterstellen ihm allerdings ein weniger selbstloses Streben: er sei in den Jahrzehnten seines Schaffens nur auf der Jagd dach dem gewesen, was ihm 1978 versagt geblieben war.
Dennoch hat Carter viel für den Weltfrieden erreicht, einige Meilensteine sollen hier erwähnt sein:
4. Oktober 1977: Carter setzt sich in einer Rede vor den Vereinten Nationen erstmals öffentlich für die Rechte der Palästinenser ein.
17. September 1978: Der ägyptische Präsident Anwar al-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin schütteln sich in einer versöhnlichen Geste die Hände – Carter vermittelte diesen historischen Friedensschluss.
10. Oktober 1980 unterschreibt Carter den Maine Indian Claims Settlement Act mit einem indianischen Federkiel.
14. Dezember 1999: Jimmy Carter unterzeichnet gemeinsam mit Panamas Präsidentin Mireya Moscoso eine diplomatische Note anlässlich der Übergabe des Panama-Kanals an Panama.

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