WLAN: Der Aufschwung für Telefonzellen?

Jeder kennt sie. Doch wer braucht sie eigentlich noch? In Zeiten, in denen praktisch jeder ein Handy besitzt, haben sie fast schon ausgedient – Die Einnahmen durch sie sind jedenfalls stark zurückgegangen, während der Unterhalt natürlich weiter voll bezahlt werden muss. Wer noch nicht weiß, worum es geht, dem soll nun geholfen werden: Die Rede ist von den Telefonzellen, hierzulande meist rosa – von ein paar Veteranen aus der gelben Vergangenheit mal abgesehen.

Doch die Zeit des Faulenzens ist für einige der Kästen vielleicht schon bald vorbei, in Kanada laut einem Bericht der „Fortune“ bereits jetzt: Der größte Telekommunikationsanbieter Kanadas, Bell Canada, hat an 3 Standorten Pilotprojekte gestartet, bei denen Telefonzellen als Standorte für WLAN-Zugangsstationen genutzt werden. Diese Möglichkeit, den Münzfernsprechern wieder zu Arbeit zu verhelfen, ist eine nahezu perfekte Lösung. Da die Zellen ja von Haus aus schon mit Stromanschluss und natürlich einem Netzanschluss ausgestattet sind, steht einer Aufrüstung von technischer Seite nichts im Wege. Vor allem aber die Verteilung der Telefonzellen ist von enormem Vorteil. An Ballungszentren wie öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen und Geschäften – praktisch überall wo Leute sind, die das WLAN potentiell nutzen könnten, finden sie sich.

Und solche potentiellen Nutzer finden sich mit Sicherheit reichlich, betrachtet man den unbestreitbaren Anlauf eines eventuellen Booms auf diesem Gebiet. In den Medien ist die Rede von einer Art Piraten, die mit Laptops durch Innenstädte laufen und offene Funknetzwerke zwecks Datenklau oder einfach nur zum Spaß suchen, an Universitäten ist es eine beliebte Möglichkeit den Studenten den Internetzugang am eigenen Laptop zur Verfügung zu stellen, ohne einen teuren Computer liefern zu müssen und für viele ist es einfach nur leidig, durch das gesamte Haus Kabel zu verlegen.

Ob die deutschen Telefonzellen in Zukunft ebenfalls mit dieser Technologie ausgestattet werden, ist bislang allerdings unklar, Pläne gibt es dahingehend offiziell noch keine. Man darf nur hoffen, dass sich die Telekommunikationsbranche nicht dagegen stellt, ein solcher Schritt wäre allerdings nicht verwunderlich: Als Stichwort nur „UMTS“. Gerade hat man die Lizenzen für etliche Milliarden gekauft, schon soll man eine der Hauptnutzungsarten, nämlich das mobile High-Speed Internet, auf einer billigeren und einfacher aufzubauenden Infrastruktur anbieten? Das wäre vermutlich zu anwenderfreundlich für Deutschland.

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