Michael Jackson: Zweifelhafte Hautnah-Dokumentation

Nachdem die umstrittene Dokumentation „Michael Jackson – Hautnah“ bereits in Großbritannien und den USA gezeigt wurde und dort hohe Wellen schlug, zeigte der Privatsender RTL die 90-minütige Dokumentation am 22. Februar. Nach zahlreichen Presseberichten über eine angeblich eingestandene Pädophilie in dem Interview mit Martin Bashir der ihn 8 Monate lang beobachtete, konnten sich nun auch deutsche Zuschauer ihr eigenes Bild machen.

Die Dokumentation zeigt Michaels Neverland Ranch, einen teuren Einkaufsbummel, erstmals auch seine 3 Kinder und viele Interviews die Martin Bashir mit ihm führte. Der Interviewer spricht brisante Themen an; Michaels schwere Kindheit mit den „Jackson 5“, sein gestörtes Verhältnis zu seinem strengen Vater, Schönheitsoperationen, seine eigenwillige Art seine Kinder zu erziehen und die Pädophilievorwürfe. Dabei fällt eines deutlich auf. In der ersten Stunde des Berichts bleibt Martin Bashir objektiv. Jackson wird gezeigt als liebender Vater, als humorvoller und doch eigenwilliger Mensch. Danach jedoch verliert die Dokumentation an dieser eigentlichen notwendigen Objektivität. Martin Bashir beginnt die Aussagen zu bewerten.

Jackson wird als „manisch“ bezeichnet und seine, zugegeben zweifelhaften Aussagen, werden hinterfragt und nicht als wahr angesehen. Man merkt an der Art wie Bashir das Interview führt, dass er nach etwas Aufregendem, Skandalösen sucht und auf solche Aussagen von Jackson lauert.

Je länger das Interview dauert desto mehr wird der Mythos Jackson auseinandergenommen. Es mag an der Subjektivität liegen, die das Interview zeitweise ausstrahlt aber Jackson erscheint immer exzentrischer und verrückter. Schon anfangs behauptet Jackson, er sei Peter Pan und könne sich mit ihm identifizieren. Oft ist der King of Pop den Tränen nahe, berichtet geschockt von seinem Vater, der ihn schlug oder ist aufgewühlt von den quälenden Fragen des Interviewers. Jackson erscheint naiv und behauptet beispielsweise, er habe einen 12-jährigen durch seine Liebe vom Krebs geheilt. Anfangs jedoch erlebt man Michael als schüchternen Menschen, peinlich berührt als er Tanzschritte zeigen soll. Dieser Charakter steht im krassen Gegenteil zum Bühnen-Performer, der ganze Konzerthallen füllt.

Jeder sollte sich durch diese Dokumentation sein eigenes Bild von Michael Jackson machen, trotzdem bleibt ein negatives Bild von ihm nach dem Bericht. Der „King of Pop“ lebt in seiner ganz eigenen Welt, mit seinen eigenen zweifelhaften Meinungen und Regeln. Wie man die Arbeit von Martin Bashir beurteilt bleibt ebenfalls dem Zuschauer überlassen. Madonna zumindest hat ein geplantes Interview mit Bashir abgesagt – wohl aus Angst einen ähnlich fragwürdigen Eindruck zu hinterlassen.

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