Sozialer Jetlag kann Übergewicht und Diabetes verursachen

Der soziale Jetlag hat nichts mit unterschiedlichen Zeitzonen zu tun, er entsteht, wenn Menschen gegen ihre innere Uhr leben. Forscher werteten nun über zehn Jahre hinweg Daten aus, die belegen, dass Menschen, die gegen den natürlichen Rhythmus leben zu Übergewicht und Diabetes leiden.

Wer eine lange Flugreise macht, kennt den Jetlag, der den ganzen Lebensrhythmus durcheinander bringt. Doch auch Arbeits- und Schulzeiten, sowie Hobbys und andere Verpflichtungen können den ureigenen Schlafrhythmus ganz schön beeinträchtigen. Dieses Phänomen wird als „Sozialer Jetlag“ bezeichnet. Der Chronobiologe Till Roenneberg von der Universität München untersuchte mit seinem Team dieses Phänomen und vermutet, dass bis zu 80 Prozent der westlichen Bevölkerung darunter leidet.

Übergewichtige Menschen sind am häufigsten betroffen
Über zehn Jahre werteten die Forscher Fragebögen zum Thema aus und kamen zu dem Schluss, dass ein Leben gegen die innere Uhr erhebliche Gesundheitsprobleme wie „Übergewicht und Fettleibigkeit“ sowie „schwere Stoffwechselstörungen und Diabetes“ die folgen sein können. Eine genaue Betrachtung setzt die Ergebnisse allerdings in andere Relevationen. Der Zusammenhang zwischen beeinträchtigten Schlafrhythmus und Übergewicht zeigt sich nur bei Personen die einen Body –Mass-Index von über 25 haben. Das bedeutet, dass bereits übergewichtige Menschen ein höheres Risiko haben, an gesundheitlichen Problemen zu erkranken. Normalgewichtige Personen zeigen diese Korrelation nicht.

Natürlicher Schlafrhythmus genetisch bedingt
Fest steht allerdings, dass Schlafmangel schlecht für die Gesundheit ist. Dabei ist nicht nur die Dauer des Schlafs sondern auch der Zeitpunkt wenn geschlafen wird im Blickpunkt. So hat jeder Mensch seinen eigenen Rhythmus, der genetisch festgelegt ist. Es lassen sich die Lerchen, die Frühaufsteher, und die Eulen, die Langschläfer, ausmachen. Der Schlafbedarf variiert ebenfalls, jedoch kann kein Mensch etwas für seine Neigung. Allerdings sind Eulen-Typen eher vom sozialen Jetlag gefährdet als die Lerchen-Typen.

Chronischer Schlafmangel weit verbreitet
Die Studie zeigte, dass gut zwei Drittel der Bevölkerung unter einer Stunde chronischen Jetlag leidet, unter zwei Stunden und mehr leiden noch gut ein Drittel. Teenager sind am häufigsten betroffen, da ihr Tagesablauf am meisten gegen die innere Uhr läuft. Frühe Schulzeiten kollidieren mit den natürlichen Schlafgewohnheiten der jungen Leute. Wie viel Schlafstunden einem Menschen fehlen, lässt sich laut Experten eindeutig an freien Tagen erkennen. Teenager schlafen am Wochenende durchschnittlich drei Stunden länger, als an Werktagen. Nur bei Rentnern und Babys bleibt der Schlafrhythmus über die ganze Woche hin relativ konstant.

Bedenklich ist nach Expertenmeinung, dass der soziale Jetlag in den vergangenen Jahren immer mehr zunimmt. Immer mehr Menschen lassen sich als Eulen-Typ kategorisieren, während die Schlafstunden unter der Woche eher abnehmen. Die Experten vermuten, dass sich diese Entwicklung auch darauf zurückführen lässt, dass die westliche Zivilgesellschaft immer weniger Zeit im Freien verbringt. Das künstliche Licht in Wohnräumen und Büros kann den natürlichen Zeitgeber Sonne nur bedingt nachahmen.

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