Arme Mailboxen – Spamflut nimmt weiter zu

Es ist die Katastrophe namens Spam, vor der es seit einiger Zeit für keinen User des Webs ein Entrinnen gibt. Die Flut ist schier überwältigend. Laut Studien des Marktforschungsinstituts Jupiter Research, landen jährlich 2200 der verbotenen Werbemails in den elektronischen Postkästen der Surfer. Und damit nicht genug, bis 2007 soll die Zahl auf 3600 angestiegen sein – eine beunruhigende Zahl, besonders wenn man neben dem Verbrauch an Anwendernerven auch die Traffic-Kosten berücksichtigt. Schon ein einziger Gästebucheintrag mit Angabe der Emailadresse reicht aus und nur wenige Tage später hat einer der nach Emailadressen schnüffelnden Suchrobots die Adresse an einen Spamverteiler geschickt, der sein Opfer nun hemmungslos mit koreanischen Kaffeemaschinenkaufangeboten und ähnlich sinnvollem Werbematerial versorgt.

Und guter Rat ist teuer bei der Lösung des Problems. Auch die intelligentesten Filterprogramme, mit denen die Programmierstuben auf die Plage reagierten, geraten an ihre Grenzen. Längst nicht aller Spam lässt sich von den gewünschten Mails trennen, ohne diese ebenfalls zu gefährden – und da das Filtern in den meisten Fällen auch erst auf dem Rechner des Opfers stattfindet, ist der meiste Traffic dort sowieso schon entstanden.

Die einzige Möglichkeit, die Experten sehen um den Wahn zu stoppen, ist das Versenden von Mails für die Spammer teurer zu machen, so dass einige der dubiosen Geschäftsleute sich den Versand nicht mehr leisten können oder es zumindest nicht mehr rentabel ist. Zurzeit ist es Jedermann möglich, von einem im Ausland stehenden, offenen SMTP-Relay etliche Mails zu verschicken – für deutsche Behörden nahezu anonym.

In Deutschland weisen die Massenmails den Leser meist in irgendeiner Form auf 0190 Nummern, sei es per unauffällig per Dialer oder leicht durchschaubar per Faxabruf, Sex-Hotline, etc. Damit aber lange nicht genug – denn der Profit, der aus den hinterlistigen und durchtriebenen Machenschaften der Initiatoren und ihrer Provider gezogen wird, kommt nicht etwa wohltätigen Zwecken zugute, im Gegenteil. Laut Recherchen der Computerzeitschrift c’t, die den Hintermännern der Abzocke auf die Finger schauen wollte, stecken hinter den über etliche Zwischenhändler und ausländische Deckadressen getarnten Mails in beachtlichem Maße Mitglieder der Neonazi-Szene. Auf einschlägigen Seiten und in rechten Clubs, wird das Verbreiten der Mails systematisiert und so selbst für den Dümmsten zum Kinderspiel. Mit härteren Gesetzen in Bezug auf 0190 Nummern und Spam könnte der Staat also vielleicht sogar 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. Eine Reaktion, die beim täglichen Betrachten des Postfachs sehr wünschenswert erscheint.

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