E-Mailadresse für Gott: Briefe an Gott gehen online

Wir alle kennen das Problem: Das E-Mail an den Weihnachtsmann ist verschickt, ebenso die E-Mails an die Toten des Multimedia-Friedhofs in den USA, als man sich plötzlich fragt – warum nicht Gott eine E-Mail senden? Seit Montag ist auch das möglich. „Bezeq“ heißt die israelitische Telefongesellschaft, die extra für diesen Zweck eine eigene E-Mailadresse eingerichtet hat. Unter kotel@onemail.bezeq.com können Gläubige aus aller Welt eine E-Mail an Gott senden. Ursprünglich hatte die Telefongesellschaft nur Faxe an Gott entgegengenommen, will aber nun auch zweimal wöchentlich die an Gott adressierten E-Mails ausdrucken und zur Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt bringen. Gläubige Juden pflegen nämlich seit jeher, ihre Bitten auf kleine Zettel zu schreiben und diese in die Ritzen der Klagemauer zu stecken.

Die Idee schriftlichen Kontakt mit Gott zu suchen ist indes nichts Neues. Acht Postmitarbeiter der Abteilung für unzustellbare Briefe in Jerusalem kümmern sich um die „Briefe an Gott“. Jizchaks Rabihija, Postsprecher in Jerusalem: „Wir bekommen tausende Briefe, die entweder an Gott oder an Jesus Christus geschickt wurden, und aus irgendeinem Grund landen sie alle in Jerusalem.“ Irgendwann wurden dann die Briefe zur Klagemauer gebracht: „Von da an liegt es nicht mehr in unseren Händen.“ Die Briefe spiegeln Wünsche, Sorgen, Leid und Trauer der Schreiber wider. Wenn es zu viele Briefe und Zettel an der Klagemauer werden, werden diese vor den Toren von Jerusalem begraben, um ihnen so die Müllkippe zu ersparen.

Aber auch kurioses findet sich manchmal in Gottes Post. So soll der Brief eines Israelis, in dem er seine Armut schilderte, die Postbeamten vor Jahren so sehr berührt haben, dass sie seiner Bitte um 5000 Schekel (ca. 973 Euro) entsprachen und für ihn 4300 Schekel (ca. 837 Euro) sammelten. Rabihija: „Nach einem Monat schrieb er erneut an Gott. Aber diesmal schrieb er: ‚Danke Gott für die Spende, aber nächstes Mal schicke sie bitte nicht mit der Post. Das sind Diebe, die haben 700 Schekel (ca. 136 Euro) gestohlen.’“ Awi Janniw, der Leiter der Abteilung für unzustellbare Briefe, wird von seinen Freunden sogar als Stellvertreter Gottes bezeichnet: „Ich glaube an Gott, darum will ich diesen Menschen helfen.“

Angesichts der tausenden von Briefen und der 200 Faxe an Gott, die „Bezeq“ jede Woche vor allem aus Europa, den USA und Israel entgegennimmt, ist diese weiterführende Entwicklung über das Internet wohl nicht unvernünftig. Und Gott ist in guter Gesellschaft: Auch die von Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Detektivfigur Sherlock Holmes erhält laufend Post an ihre Baker-Street-Adresse, in der mittlerweile ein Museum eingerichtet wurde, und selbst an die Zeichentrickfigur Homer Simpson, deren angebliche E-Mailadresse in einer Folge kurz zu sehen war, erhält laufend neue E-Mails. Angesichts der Frage, ob Gott denn nun alle Briefe, Faxe und E-Mails tatsächlich liest, drängt sich aber der Gedanke auf, ob ein Gebet vielleicht nicht doch zielführender wäre.

Diese Artikel sind auch interessant: