Abschaffung der Großschreibung? April, April!

Wer der gestrigen Nachricht über eine neuerliche Rechtschreibreform, in der unter anderem die Abschaffung der Substantivgroßschreibung geplant sei, nicht ganz trauen wollte, der hatte ganz Recht, handelte es sich hierbei doch um einen Aprilscherz. Noch ist keine solche Reform geplant – auch wenn sie durchaus kommen könnte. Den zitierten Germanisten Daniel Sanders gibt es übrigens wirklich – leider ist dieser bereits 1897 verstorben und wäre als Befürworter der traditionellen Rechtschreibung wohl wenig erfreut über eine Abschaffung der Substantivgroßschreibung gewesen.

Aprilscherze gibt es in Deutschland übrigens vermutlich schon seit mehr als 400 Jahren. Erstmals belegt ist die Redensart „in den April schicken“ 1618 in Bayern. Die genaue Herkunftsbestimmung bereitet allerdings Schwierigkeiten: „Eine genaue Erklärung gibt es in der Forschung nicht, das ist wohl ungeklärt“, so der Münchner Volkskundler Dietz-Rüdiger Moser. Vermutlich kam der Brauch aus Frankreich, wo Karl IX. im Jahre 1564 den Kalender änderte – Neujahr war nunmehr nicht wie bislang am ersten April sondern am ersten Januar. Wer das Neujahrsfest dennoch im April feierte wurde von seinen Mitbürgern verspottet.

Doch schon die antiken Römer sollen am ersten April ihr traditionelles Narrenfest namens Quirinalia gefeiert haben und auch andere zahlreiche Erklärungsversuche gibt es für den Brauch, der übrigens in weiten Teilen Europas, den USA und sogar in Indien verbreitet ist. In Spanien jedoch wird man nicht in den April geschickt – dort nimmt man sich am „Tag der unschuldigen Kinder“ (28. Dezember) gegenseitig auf den Arm. Auch die Medien machen sich seit Jahren einen Spaß daraus die aberwitzigsten Nachrichten zu verbreiten. Denn für sie gilt an diesem Tag ebenso die sprichwörtliche Narrenfreiheit.