Mit Mitte 30 schon in den Wechseljahren

Wechseljahre sind ein Problem der Frauen um die 50 Jahre, so denken viele. Doch wie unser Beispiel der 36-jährigen Katharina zeigt, kann es auch schon jüngere Frauen treffen. Zuerst dachte die junge Frau die Hitzewallungen seien bedingt durch das heiße Wetter in Rom, wo sie gerade Urlaub machte. Doch der Arzt bestätigte: Sie befindet sich mitten in den Wechseljahren. Rund um das Thema beantworten wir acht wichtige Fragen.

Dabei ist Katharina nicht die Einzige, die unter der verfrühten Hormonumstellung des Körpers leidet. Sigrid Sator, Wissenschaftsjournalistin und Wechseljahr-Beraterin, sind schon einige Fälle bekannt, die schon früh von diesem Phänomen betroffen waren. Die 37-jährige Tanja spürte schnell, „dass da etwas im Kommen ist“. Cordula merkte schon mit Anfang 30, dass sich ihr Körper umstellt und eine Frau aus Colorado (USA) hatte bereits mit 24 Jahren ihre letzte Regelblutung.

Wechseljahre sind ein natürlicher Vorgang

Sigrid Sator weiß: „Bei jeder Frau stellen die Eierstöcke die Produktion von Eizellen nach und nach ein“, jedoch leiden circa fünf bis zehn Prozent aller Frauen unter vorzeitigen Wechseljahren. Mit Mitte 40 beginnen oft die ersten Anzeichen und Beschwerden des Klimakteriums, wie die Wechseljahre auch bezeichnet werden. Die letzet Regelblutung und damit das einsetzten der Menopause tritt im Durchschnitt bei Frauen mit 51 Jahren auf, so die Expertin. „Das ist ein ganz natürlicher Vorgang, die Wechseljahre sind keine Krankheit“, erklärt Sator, die auch ein Buch über dieses Thema verfasst hat. Um vorzeitige Wechseljahre handelt es sich dann, wenn die Eierstöcke die Produktion vor dem 40. Oder 35. Lebensjahr einstellen.

Ursachen für verfrühte Wechseljahre

Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) erklärt: „Warum die Eierstöcke bei manchen Frauen die Produktion funktionstüchtiger Eizellen frühzeitig einstellen, ist noch unklar“. Stoffwechsel- oder Autoimmunkrankheiten wie Diabetes oder chronische Gastritis könnten als Auslöser in Frage kommen. Auch Chemotherapie oder Bestrahlungen könnten als Faktoren in Betracht gezogen werden. Weiterhin stehen auch Rauchen, Stress und bestimmte Medikamente unter dem Fokus der Wissenschaftler. „Raucherinnen kommen in der Regel zwei Jahre früher in die Wechseljahre“, bestätigt der Mediziner. Denn durch das Nikotin werden Blutgefäße verengt und es kann zu einer verminderten Durchblutung der Eierstöcke kommen.

Hitzewelle kommt meist in der Nacht

Die Hormonumstellung, die der Körper in den Wechseljahren mitmacht, verläuft bei jeder Frau unterschiedlich. Bei der einen treten kaum Symptome auf, eine andere leidet dafür umso mehr unter Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Haarausfall, Kopf- und Gelenkschmerzen, oder weniger sexuelles Lustempfinden. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Wechseljahre regulär, oder verfrüht einsetzten. Als erste Hinweise stellen sich jedoch meist die Hitzewallung und Schweißausbrüche ein. „Manche Frauen quälen sie ein Jahr, manche sogar fünf Jahre und mehr. Es können drei, aber auch 30 Wallungen an einem Tag oder in einer Nacht sein“ berichtet Sigrid Sator. Aber nicht jede Frau muss unter den sogenannten „flushes“ leiden.

Erste Anzeichen für die Menopause

„Dass sie in die Wechseljahre kommen könnten, bemerken junge Frauen vor allem an ersten Unregelmäßigkeiten des Zyklus“, erklärt Sator. Weitere Begleiterscheinungen wie Schweißausbrüche, trockene Augen, unreine Haut oder morgendliche Gelenkschmerzen werden zuerst nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Oft führt der Kinderwunsch die Frauen dann zum Arzt, wenn eine Schwangerschaft ausbleibt. Dann ist es sehr traurig zu erfahren, dass die Wechseljahre der Grund dafür sind.

Veranlagung für Wechseljahre

Das vorzeitige Eintreten der Menopause kann aber auch genetisch bedingt, also vererbt werden. „Die sind von Geburt an mit einem sparsameren Vorrat von Eizellen ausgestattet, der dann einfach früher aufgebraucht ist“, erzählt Christian Albring. Wenn die Mutter die Wechseljahre bereits früher durchgemacht hat, liegt die Wahrscheinlichkeit für die Tochter, ebenfalls frühzeitig in die Menopause zu gehen, hoch. An diesem Prozess lässt sich aus medizinischer Sicht auch nichts ändern, so der Experte.

Hormonersatztherapie ist sehr hilfreich

Frauen, die in die Wechseljahre kommen, sollten mit Hormonen wie Östrogene und Gestagenen behandelt werden, so Albring. „Geht die Produktion an Östrogenen zurück, steigt das Risiko für Osteoporose sowie für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen“. Knochen und Gefäße werden durch Östrogene geschützt. Bei einer Frau, die mit 50 in die Wechseljahre kommt, kann  man noch mit 30 Jahren an Lebenserwartung rechnen. „Bei gesunden, beschwerdefreien Frauen reicht der Schutz durch die Hormone meist für diese Zeit“, erklärt der Gynäkologe. Bei frühzeitigem einsetzen der Wechseljahre „sei der Knochenschwund programmiert“. Die Hormone werden von der Ärzten oft bis zum 50. Lebensjahr ersetzt, „also zu dem Alter, an dem die Frau physiologisch in die Wechseljahre käme“. Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung stellen neben der Hormontherapie den wichtigsten Ansatzpunkt zur Behandlung der Wechseljahre dar.

Familienplanung

Für Katharina war die Diagnose ein „Riesenschock“. Auch ihr Mann habe darunter gelitten und nicht bewältigt „dass ich kein Kind mehr bekommen konnte, irgendwie war ich in seinen Augen keine vollwertige Frau mehr“, berichtet die junge Frau. Für viele Partnerschaften stellt diese Diagnose eine große Herausforderung dar, weiß auch Sigrid Sato: „Verfrühte Wechseljahre sind kein Drama, keine lebensbedrohende Erkrankung, kein Grund für Schuldgefühle oder Depressionen. Aber sie sind auch kein Spaziergang“. Die Wechseljahre stellen die Frauen auch vor ein psychologisches Problem, denn sie müssen erst mal verarbeiten, dass sie kaum noch eine Chance haben, auf natürlichem Weg ein Baby zu bekommen.

Den Hormonstatus beim Arzt überprüfen lassen

Wenn Sie den Verdacht haben, dass sich bei Ihnen die Wechseljahre einstellen, lassen Sie bei Ihrem Arzt den Hormonstatus überprüfen. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, versuchen Sie den Wandel Ihres Körpers als Chance zu begreifen. Denn Klimakterium bedeutet „Lebensstufe“ und nicht „Alt-Werden“. Die inzwischen 38-jährige Katharina versucht positiv mit der Situation umzugehen: „Mir geht es so weit ganz gut“, sagt sie über ihre Wechseljahre. „Ich kann ja doch nichts daran ändern – also, warum ärgern, hadern, verzweifeln? Ich nehme Hormone und damit hat es sich“. Von ihrem Mann hat sie sich getrennt, nachdem eine jüngere Frau dazwischen kam.

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