USA: Darwins Evolutionstheorie steht „vor Gericht“

Dass sich die Geschichte wiederholt demonstrieren wieder einmal die USA. Denn vor genau 80 Jahren wurde der High-School-Lehrer John Scopes im US-Bundesstaat Tennessee zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er Darwins Evolutionstheorie unterrichtet und damit gegen ein Gesetz verstoßen hatte. Heute, da die Evolutionstheorie Einzug in die amerikanischen Schulen gehalten hat, würde nur noch ein Hollywood-Film von 1959 an den von den Medien so genannten „Affen-Prozess“ erinnern, wenn nicht derzeit im US-Bundesstaat Kansas eine ähnliche Anhörung stattfinden würde.

Denn die Schulbehörde in Kansas ist zum Großteil konservativ eingestellt und vertritt die „These des intelligenten Designs“. Statt Darwins Evolutionstheorie, die dieser in seinem Werk „Über die Entstehung der Arten“ bereits 1859 veröffentlichte und die von der Wissenschaft eindeutig belegt wird, sind die Anhänger dieser These der Auffassung, dass eine höhere Macht – die jedoch nicht zwingend Gott sein muss – den Menschen geschaffen hat. Denn der Mensch sei zu kompliziert gebaut, als dass er hätte zufällig entstehen können. Deshalb müsse künftig auch die Erschaffungsthese gelehrt werden.

Im Gegensatz zum damaligen „Affen-Prozess“, bei dem die Anhänger der Evolutionstheorie nicht aussagen durften, schweigen diese bei der derzeitigen Anhörung freiwillig und boykottieren sie. „Ich fühle mich wie bei einer Zeitkrümmung. Über Evolution zu diskutieren ist so wie zu diskutieren, ob die Erde rund ist. Es ist absurd“, so Pedro Irigonegaray, der Verteidiger der Evolutionstheorie. Ihm gegenüber steht der Anwalt John Calvert, der gleichzeitig das „Intelligent Design Network“ leitet: „Wir sind nicht gegen die Evolution, aber wir glauben, dass es viele Beweise gibt, dass das Leben ein Produkt von Intelligenz ist.“

In den USA ist nach wie vor ein Großteil der Bevölkerung davon überzeugt, dass der Mensch von Gott geschaffen wurde. Jack Krebs von den „Bürgern von Kansas für die Wissenschaft“ mutmaßt über die Pläne der Schulbehörde: „Sie versuchen Wissenschaft mit Atheismus gleichzusetzen, damit sie die Wissenschaft als Atheismus bekämpfen können.“ Sollten die Vertreter der Schulbehörde die sechs Tage andauernde Anhörung für sich entscheiden, so wird vermutlich noch im kommenden Monat der Lehrplan für den Biologieunterricht in Kansas geändert werden. An die Seite der Evolutionstheorie wird sich dann auch die Erschaffungsthese gesellen – und wenn es nach deren Befürworter geht erstere auch verdrängen. Denn welche der beiden Theorien schlussendlich gelehrt werden würde, müssten dann die jeweiligen Schulleiter beschließen.

Kritiker sehen in der These des „intelligenten Designs“ nur den Versuch, den bereits 1999 gescheiterten Einzug des Kreationismus’ (der die siebentägige Schöpfungsgeschichte der Bibel vertritt) in die Schulen Kansas durchzusetzen, indem man ihn in ein wissenschaftliches Gewand hüllt. Auf den Punkt bringt es Professor Keith B. Miller von der Kansas State University: „Ich sage ich glaube, dass Gott das Leben geschaffen hat und möchte herausfinden wie. Die sagen: ‚Gott hat es getan, Ende der Diskussion.’“ Ein Verlierer bei dieser Anhörung steht aber bereits fest – den Staat Kansas kostet diese mehr als 10.000 US-Dollar.

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