40 Jahre Frieden: Deutschland & Frankreich feiern gemeinsam

Jahrhundertelang war an eine vorbehaltlose Zusammenarbeit oder gar echte Freundschaft zwischen den beiden Staaten Deutschland und Frankreich nicht zu denken, statt Kommunikation herrschte Konkurrenzdenken, Hass statt Verständnis. Zudem lebt noch immer eine ganze Generation von Zeugen des 2. Weltkrieges, der Verbrechen und der Invasion der deutschen Truppen des Nazi-Regimes. Umso erstaunlicher, dass schon vor 40 Jahren, rund 10 Jahre nach dem verheerenden Krieg der damalige Bundeskanzler Adenauer mit seinem französischen Amtskollegen, dem französischen Präsidenten General Charles de Gaulle einen Freundschaftsvertrag schloss, der für eine Aussöhnung, einen Neuanfang und für ein besseres Verständnis der beiden Nachbarstaaten sorgen sollte.

Und das tat er. Das 40-jährige Jubiläum dieses „Elysée-Vertrages“ wurde heute mit einer historischen, gemeinsamen Versammlung der beiden Regierungshäuser gefeiert und untermauert. Der deutsche Bundestag und die französische Nationalversammlung trafen sich in Versailles zu einer Sitzung, auf der die Regierungschefs sowie die beiden Bundestags- und Parlamentspräsidenten Lobreden abhielten. Der gemeinsame Tenor war eindeutig: Das Gedenken der Vergangenheit, und gleichzeitig die Vorbereitung der gemeinsamen Zukunft. Vor rund 900 deutschen und französischen Abgeordneten eröffnete Parlamentspräsident Jean-Louis Debré die Sitzung.

Dieser erinnerte an die aussergewöhnlichen Leistungen Konrad Adenauers, der wie kein Zweiter für die Idee und Durchsetzung des Freundschaftsvertrages der beiden Länder eingetreten sei. Man sei nun bereit, ein neues Kapitel in der Geschichte der deutsch-französischen Beziehung einzugehen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse erinnerte an die Ähnlichkeiten beider Länder, und dass sich beide Staaten, vor allem bei ihrer Zusammenarbeit immer wieder als Motor für Europa entpuppt hätten. Nachdem man nun auf „40 Jahre des Friedens“ zurückblicken könne, sei es auch die Pflicht beider Staaten, sich für eine friedliche Lösung des Irak-Konflikts einzusetzen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder erinnerte an den Wert der Freundschaft, die für „Generationen unserer Väter und Urväter nur ein kühner Traum“ hätte sein können. Der Vertrag habe die Gesellschaften der beiden Länder zusammengeführt, und die Aufgabe der Zukunft sei es, weiterhin für gemeinsame Interessen sowie für die Entwicklung Europas zusammenzustehen und -zuarbeiten. Frankreichs Präsident Jaques Chirac erinnerte vor allem an die Vergangenheit. Versailles sei Ort für verschiedene wichtige Momente der Geschichte gewesen, gute und schlechte. Nun solle Versailles symbolisch ein Ort für eine neue, gemeinsame Zukunft sein. Die Versöhnung zwischen den beiden Ländern sei beispielhaft, und Europa wachse mit dieser Freundschaft.

Am Rande dieses offiziellen Aktes wurden auch viele Details dieser fruchtbaren Zusammenarbeit erörtert. So wollen Berlin und Paris mit gemeinsamer Stimme vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen, und sich gegen einen Krieg im Irak aussprechen. Zudem wolle man in Verwaltungs- und Handlungsbeziehungen sowie in der Gesetzgebung noch enger zusammenrücken. Chirac sprach desweiteren von einer stärkeren Zusammenarbeit der Militärs beider Länder. In Zukunft werden sich die Regierungen beider Länder halbjährlich treffen. Sinnbildlich für die gemeinsame Zukunft fand die Veranstaltung einen Abschluss durch die Intonierung der Nationalhymnen beider Länder durch einen Kinderchor.

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